„I`m Chuck Roberts and today Rock and Roll has lost one of it`s most promising stars. Kurt Cobain, the lead singer of Nirvana, has apparently comitted suicide.“ Diese Nachricht auf CNN schlug am 5.04.1994 ein wie eine Bombe. Dabei hatte der CNN-Sprecher noch fast untertrieben, denn Cobain – als Kurt Donald Cobain am 20. Februar 1967 in Aberdeen, Bundesstaat Washington, geboren – war nicht nur einer der herausragenden und stilprägenden Musiker seiner Zeit, sondern längst schon Aushängeschild und Vorbild einer ganzen Generation.
Wie ein Gewitter brachen Nirvana mit ihrer Hit-Single „Smells Like Teen Spirit“ vom gleichnamigen Album „Nevermind“ anno 1991 über die sogenannte Generation X der post 80er Jahre herein und fegten alle etablierten Stars, die Michael Jacksons und Co., von der Bildfläche. Nachdem ihr erstes Album „Bleach“ (1989) noch eher unbemerkt das Licht der Welt erblickte, waren Kurt Cobain und seine Mitstreiter Krist Novoselic, Bass, und Dave Grohl, Schlagzeug, nach dem Erfolg von „Nevermind“ nicht mehr von der Spitze der internationalen Musik-Liga weg zu denken. Kaum ein Album wurde seiner Zeit so sehnlichst erwartet wie der Nachfolge-Longplayer „In Utero“ (1993).
Nicht nur musikalisches Vorbild
Dabei war es nicht nur die Musik – diese energiegeladene Mischung aus Hardrock und Punk, genannt Grunge – und die Texte, die Cobain, als Kopf der Band, zu einer Ikone seiner Generation werden ließen, sondern auch sein Auftreten und seine Vita: Scheidungskind, ohne Schulabschluss und Perspektive, schon früh mit Drogen in Berührung gekommen um der Tristes und der Oberflächlichkeit der 80er irgendwie zu entfliehen. Hier erkannten sich viele Jugendliche seine Zeit wieder (nach dem Bekanntwerden seines Suizids sollen es ihm weltweit über 80 Jugendliche gleichgetan haben). Dazu noch der stets melancholische Blick und seine Äußerungen über permanente, unerklärliche Magenschmerzen, Todessehnsucht, introvertierte Texte über Trauer, Verlust und Enttäuschung: Ein tragischer Held war geboren.
Kommerzieller Ausverkauf
Dies wurde natürlich von findigen Marketing-Strategen schnell erkannt und binnen kürzester Zeit gnadenlos ausgeschlachtet. Zum Zeitpunkt seines Todes war die Band aber schon über ihren musikalischen Zenit hinaus und – so seine Mitstreiter in späteren Interviews – aufgelöst worden. Ebenso war die Grunge-Bewegung einer gigantischen Kommerz-Maschinerie zum Opfer gefallen. Es folgten, wie in solchen Fällen üblich, zahllose weitere mehr oder weniger wertvolle Veröffentlichungen und eine zünftige Verschwörungstheorie. Angeblich sei Cobain auf Geheiß seiner Frau Courtney Love – unter Nirvana-Anhängern ungefähr so beliebt wie Yoko Ono bei Beatles-Fans – umgebracht worden. Diese hatte sich die letzten Sympathien dadurch verscherzt, dass sie Cobains Asche an verschiedenen Orten verstreute und seine Jünger so um eine Pilgerstädte prellte wie sie Jim Morrison-Fans seit dessen Tod auf dem pariser Friedhof Père Lachaise haben. Neben Morrison, Jimi Hendrix oder Brian Jones wurde Cobain so zu einem weiteren Mitglied des sogenannten „Klub 27“. R.I.P.