Gemeinhin gilt ja Freitag der 13. Eigentlich als Unglückstag, doch für die Fans der „besten Band der Welt“ bedeutete der 13. April 2012 das Ende einer langen Warte- bzw. Leidenszeit. Vor fünf Jahren gab es mit dem Album „Jazz ist anders“ letzmalig neues Material von Belafarinrod zu hören. Seither kursierten immer wieder Gerüchte über das Ende der Band, was wohl nicht zuletzt auf die zahlreichen Soloaktivitäten der drei Berliner zurückzuführen ist. Aber jetzt gibt es ja endlich “auch”…
Nun sind sie also wieder da, mit einem neuen Tonträger im Gepäck und einer ausverkauften Tournee vor der Brust (Interviewer: „Ist das nicht demotivierend, dass schon vor der Veröffentlichung des neuen Albums alle Karten ausverkauft sind?“ Farin U.: „Nee, man bekommt nurAngst und fragt sich, isses mit der Sensationslust jetzt schon so weit, dass die uns alle sterben sehen wollen?!“ ) und begehen so ganz nebenbei ihr dreißigjähriges Bandjubiläum. Dafür gab es sogar einen Feature in denTagesthemen, nicht schlecht für eine Band die einmal auf dem Index stand.
Dreißig Jahre unzüchtige Lieder
„Auch“ ist der Titel des neuen Albums, das, aufgemacht als Brettspiel für maximal drei Personenvon 6-66 Jahren, den geneigten Hörer mit sechzehn neuen Songs auf eine abwechslungsreiche Reise durch den bunten Ärzte-Kosmos führt. „Ist das noch Punkrock?“ fragt Farin Urlaub direkt im ersten Stück und tatsächlich halten sich die Ärzte 2012 längst nicht mehr an irgendwelche Genre-Grenzen. Mal begibt man sich, das geliebte „Tamagotchi“ besingend, fast schon in Schlagernähe, mal sind die Riffs hart und metallisch und Rod verspricht uns einen grausamen Tot…“mit Wattestäbchen ausradiert”. Auch nach dreißig Jahren “unzüchtiger Lieder” klingen DÄ immer noch wesentlich frischer, spontaner und aufregender als ein Großteil ihrer deutschsprachigen Konkurrenz (obwohl, kann man da noch von Konkurrenz sprechen…Revolverhelden, Silbermonde und Zweiraumwohnungen….brrr).
Mit „Cpt. Metal“ wird uns Erlösung von all den Rhiannas, Celine Dions und Konsorten dieser Welt versprochen und dazu gibt es alles was das Metal-Herz begehrt: Doublebass, Stakkato-Riffs und ohne Ende Gitarrensoli. Bela warnt mal vor den Folgen des Fernsehers vor dem Bett, mal vor “Miststücken” und Rod schwingt sich hymnisch zum „Sohn der Leere“ auf. Dabei produzieren die Drei sowohl eingängige Hooks, wie auch überraschende stilistische Kehrtwendungen am laufenden Meter und lassen an keiner Stelle Langeweile aufkommen. Ein Höhepunkt des Albums ist sicherlich Farins philosophische Glaubensreflektion in „Waldspaziergang mit Folgen“ bevor wenig später die erste Single „zeiDverschwÄndung“ die Platte mit der Frage beschließt: „Hast du nichts Besseres zu tuen als die die Ärzte zu hören“ und einem nur eine Antwort lässt: NEIN!!!