Seit mehreren Tagen registrieren die Messstationen am Oberlauf der Elbe das Anwachsen eines sogenannten Sauerstofflochs (fällt in einem Gewässer die Konzentration des im Wasser gelösten Sauerstoffs auf unter 3 mg/l, spricht man von einem Sauerstoffloch) und eine damit einhergehende Gefährdung der Fischbestände. Die meisten Fische, welche die Berufsfischer momentan aus ihren Reusen holen sind bereits tot und der Umstand, dass die Fische stinken deutet darauf hin, dass sie nicht in den Reusen verendet sind, sondern schon mehr als 48 Stunden tot sind. Die Umweltverbände BUND, Nabu und WWF sehen die Ursachen hierfür nicht ausschließlich in den steigenden Wassertemperaturen der letzten Tage und der Nährstoffeinleitung durch die Landwirtschaft, sondern in erster Linie als Folge der Elbvertiefung von 1999.
Zwar wiegelt Volker Dumann von der Umweltbehörde ab: „Die Elbvertiefung ist höchstens ein Zusatzfaktor, nicht der auslösende Faktor“, die Tatsachen sprechen jedoch eine andere Sprache. Steigende Wassertemperaturen und das damit verbundene Sinken des Sauerstoffgehaltes und die sinkende UV-Absorption können nicht der alleinige Grund für einen dermaßen extremen Rückgang der Sauerstoffkonzentration sein. Binnen weniger Tage sank die Konzentration von 6 mg pro Liter auf eine kritische Marke von weit unter 4 mg. So wurde in der Messstation Seemannshöft ein Wert von 3,1 mg/ l und in Blankenese 2,8 mg/l gemessen. Laut der Umweltverbände ist alles unter 3 mg/l tödlich für den Fischbestand.
Späte Folgen der Elbvertiefung
Als folge der Elbvertiefung werden immer mehr Algen vom Oberlauf in die vertiefte Fahrrinne der Elbe gespült, wo sie dann aus Lichtmangel verenden und bei ihrer Zersetzung große Mengen an Sauerstoff verbrauchen. Zudem wurden durch die Vertiefung Flut und Strömung verstärkt, wodurch mehr Sedimente – darunter auch abgestorbene Algen – in den Hafen gespült werden. Eine weitere Folge ist die zunehmende Verschlickung der Seitenränder des Flusses und ein damit einher gehender Rückgang der Flachwasserbereiche die für die Zufuhr von Sauerstoff zuständig sind. Eine geplante weitere Elbvertiefung hätte ein Absterben des Ökosystems zur Folge.
Renaturalisierung
Daher raten die Umweltverbände zu einer Renaturalisierung des Flusses durch die Schaffung neuer Flachwasserbereiche und die Wiedereröffnung alter Elbarme um den Fluss wieder gesunden zu lassen.