In der oberägyptische Nekropole Abydos haben Archäologen eine sensationelle Entdeckung gemacht: Sie fanden die Grabstädte eines bisher unbekannten altägyptischen Königs, Fundsache Nr. 1239. Dieser hat schätzungsweise um das Jahr 1650 v. Chr. gelebt und tauchte weder in den Königstafeln von Abydos noch in denen von Sakkara auf. Zwar war auch dieses Grab geplündert – somit bleibt die Grabstätte des Tutanchamun auch weiterhin das einzige unberührte Königsgrab das gefunden wurde – allerdings lassen sich aus dem Fund für die Wissenschaft weitreichende neue Erkenntnisse zur Geschichte Ägyptens gewinnen.
Dabei ist das Grab des (bis dato) unbekannten Königs nicht der erste Sensationsfund den die Archäologen von der University of Pennsylvania um Grabungsleiter Josef Wegner in dieser Grabungssaison in Abydos gemach haben. Bereits zu Beginn der Grabungssaison legten die Archäologen das Grab Sebekhotep I. frei. Dieses konnte anhand einer Inschrift identifiziert werden. Ansonsten war das Grab, bis auf den schweren Quarzit-Sarkophag des Pharaos, leer. Auch von der Mumie des Herrschers fehlte jede Spur. Auch bei dem neuerlichen Fund handelt es sich um ein bereits seit langer Zeit geplündertes Grab. Allerdings sind die Wanddekorationen in dieser Anlage auch nach 3500 Jahren noch sehr gut erhalten. Dort fand man auch die Kartusche mit dem Namen des Herrschers: König Senebkai. Des weiteren befand sich in der Ruhestätte lediglich noch ein Skelett, woraus die Wissenschaftler schließen, dass das Grab bereits kurz nach der Beisetzung geplündert wurde, wobei die Mumie des Pharao Schaden erlitt, so dass sie bis auf das Skelett zerfiel.
Zeit des Übergangs
Mit diesen beiden Funden müssen die Archäologen überlegen, ob die Herrschaftszeit einiger Könige möglicherweise neu datiert und die Geschichte dem entsprechend umgeschrieben werden muss, ähnlich wie nach dem Fund des Grabes von Anjotef V. durch das Deutsche Archäologische Institut im Jahr 2000. Beide Könige werden der sogenannten Zweiten Zwischenzeit zugeordnet, eine Epoche über die bisher nur sehr wenig bekannt ist. Zwar waren bisher aus dieser Epoche 105 Königsnamen überliefert, allerdings waren nur zwei Herrscher, Nehesy und Merdjefare, durch Bautätigkeiten belegt. Die Zweite Zwischenzeit bildet den Übergang vom Mittleren zum Neuen Reich und wird auf den Zeitraum von 1648 bis 1550 v. Chr. datiert, also ca. von der 13. bis zur 17. Dynastie, die Übergänge sind hier fließend. Gekennzeichnet war diese Epoche durch den Einfall der Hyksos – einer Volksgruppe, die aus dem vorderen Asien stammte und für ca. ein Jahrhundert Teile Ägyptens kontrollierte – und die Beherrschung von Teilen Oberägyptens durch die Nubier. Auch war der Zerfall der Einheit in eine Vielzahl teilautonomer Kleinkönigtümer charakteristisch für diese Epoche. Beendet wurde diese Zwischenphase erst mit dem Regierungsantritt von Ahmose im Jahr 1550 v. Chr.. Jener vertrieb die Hyksos und einte das Reich wieder unter seiner Herrschaft. Er gilt als der Begründer der 18. Dynastie.
Grab lässt Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Situation zu
Das Grab von König Senebkai ist im Vergleich zu den meisten anderen Pharaonengräbern sehr klein. Da die Königsgräber im alten Ägypten immer sehr üppig ausgestattet waren, man legte den Herrschern stets reiche Gaben ins Grab, von Goldschmuck über Nahrungsmittel bis hin zu Kleidung, um ihnen das Leben im Jenseits möglichst angenehm zu gestalten, lässt sich schlussfolgern, dass Senebkais Ruhestätte eher karg ausgestattet war. Dieser Umstand lässt vermuten, dass die wirtschaftliche Lage des Reiches zu seiner Regierungszeit nicht gerade gut war, was auch zum Gesamtbild dieser Epoche passen würde.