Panische Zeiten gehen ewig – Udo Lindenberg wird 65

“Im Sommer `46  kam ich als Kind zur Welt/ ich fiel direkt vom Himmel auf ein Doppelkornfeld/ das Unglaubliche trug sich zu in der Nähe von Gronau/ und als ich so um dreizehn war stellt man fest ,ich war zu schlau/ mein Vater holte die Congnac-Flasche und sagt: Mein lieber Sohn/ nun  baller dir mal die Birne voll, das korrigieren wir schon/ die übeschüssigen interllellen Zellen, die musste dir runtersaufen/ dann wirste was solides wie ein Maffiakönig/ denn als Philosoph verdienste zu wenig” . So beschrieb Udo Lindenberg die Ereignisse um seine Geburt 1981 in dem Song “Mit dem Sakko nach Monakko”. Heute jährte sich dieses Ereignis zum 65. mal, doch Lindenberg selbst sagt dazu nur lapidar:”65 ist eine Zahl von der Firma Scheißegal”.

Auf Tonnen und Fässern brachte er sich schon in jungen Jahren das Trommeln bei um dann so schnell wie möglich die provinzielle Enge seiner Heimatstadt zu verlassen. Über die Umwege Tripolis und Münster verschlug es ihn schließlich nach Hamburg. Dort entstand 1970, noch in englischer Sprache, sein Debut-Album “Free Orbit”. Obwohl musikalisch anspruchsvoll war dem Tonträger aber kein komerzieller Erfolg beschieden und so heuerte Lindenberg erst einmal bei Klaus Doldinger an. Aus der gemeinsamen Zusammenarbeit ging unter Anderem das Tatort-Thema hervor.

Hoch im Norden

Der Durchbruch gelang ihm letztendlich mit deutschen Texten. Es war die B-Seite der Single “Sommerliebe”, “Hoch im Norden”, die den NDR 1972 auf den Barden aufmerksam machte und zur Initialzündung für seine Karriere wurde. Von nun an ging es Schlag auf Schlag. Erfolg reihte sich nun an Erfolg, auf “Alles klar auf der Andrea Doria” folgte “Ball Pompös” und setzten neue Maßstäbe in der deutschsprachigen Populärmusik (die zu dieser Zeit fast ausschließlich aus Schlagern bestand). Immer buntere Charaktäre zauberte er in seinen Liedern aus dem Hut, immer aufwendiger wurden die Live-Shows, es gab einen Kino-Film (“Panische Zeiten”, 1979) und eine Zusammenarbeit mit Peter Zadek (“Dröhnland Symphonie”, 1979).

 Doch dann kam die neue deutsche Welle und mit ihr schien Lindenbergs Stern zu verblassen, doch mit dem 83er Album “Odyssee” und der ausgekoppelten Single “Sonderzug nach Pankow” meldet er sich eindrucksvoll zurück.  Er geht mit den Gruppen BAP,  Spliff und Künstlern wie Heinrich Böll und Andrè Heller auf Tour und rührt die Werbetrommel für die Politik der Grünen. Überhaupt ist Udo L. immer auch politisch aktiv und engagiert sich mit Wort, Lied und Tat: gegen Rassismus, gegen Atomkraft und Wettrüsten und für die deutsche Einheit.

Comeback 2008

Er spielte in Filmen mit, trat in Talk-Shows auf und etablierte sich als Maler. Gerüchte über gesundheitliche Probleme machten die Runde.  Die Qualität seines musikalischen Schaffens läßt dabei bis auf einige Ausnahmen (“Bunte Republik Deutschland” 1989, “Und ewig rauscht die Linde” 1996) aber immer mehr nach. Doch dann kam das Jahr 2008. In Zusammenarbeit mit jungen Musikern wie Jan Delay oder Silbermond entstand das Comeback-Album “Stark wie zwei” und die Nachtigall aus Gronau war wieder in aller Munde und ganz oben in den Charts. Schriftsteller wie Benjamin von Stuckrad-Barre huldigten ihn und  eine gänzlich neue Generation entdeckte den Mann mit Hut und notorischen Hotelbewohner für sich.

Jetzt ist Udo Lindenberg 65 geworden und läßt zu diesem Anlass verlautbaren:” Mit der irdischen Zeitrechnung habe ich nichts am Hut. Panische Zeiten gehen ewig, völlig verschleißfrei, immer nur der Nase nach”. Na dann, Glückwunsch.


 

Udo Lindenberg im Web:

http://www.udo-lindenberg.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Udo_Lindenberg

 

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