In the Beginning
Es ist sehr gut möglich, dass wir unser Unwort des Jahres 2011 bereits zu diesem Zeitpunkt gefunden haben: Plagiat!
Erst unser werter Herr zu Guttenberg, in den so viele Hoffnungen gesetzt wurden, die er jedoch zu keiner Zeit erfüllen konnte (noch nicht einmal in Ansätzen), aber halt ein Hoffungsträger für das Volk. Nicht zuletzt seit der Traumhochzeit von Kate und William wissen wir, dass hierzulande ein großes pathetisches Verlangen nach Königshäusern resp. Adel im Allgemeinen herrscht. Gut möglich, dass dieser Faktor den Hauptausschlag für die Popularität zu Guttenbergs ausgemacht hat. Nichtsdestotrotz musste er seinen Platz räumen, da er ein Paar Fußnoten vergessen hatte (ist man eigentlich schon mal auf die Idee gekommen, dass er seine Arbeit hat schreiben lassen…Ghostwriter und so?)
Next one, please
Egal, das war schon wieder viel zu viel Beachtung, die diesem Herrn gewidmet wurde. Gleichwohl scheint es gängige Praxis in der Politik zu sein, die Kennzeichnung von Zitaten im großen Stil zu vergessen. Das Stichwort lautet hier: Silvana Koch-Mehrin!
Die FDP-Spitzenpolitikerin ist nunmehr von all ihren Ämtern zurückgetreten, damit die Affäre um ihren Betrug die Familie nicht weiterhin belastet. Das mag der offizielle Grund sein. Letztlich will sie sich nicht so dämlich anstellen, wie es der Herr Baron getan hat. Wirklich erschreckend an dieser Thematik ist, dass diese beiden Fälle höchstwahrscheinlich nur der zarte Schnee auf der Spitze eines unfassbar großen Eisbergs ist (dabei fällt mir ein, was ist eigentlich mit der Stoiber-Tochter, die stand doch auch unter Verdacht).
The whole Picture
Irgendwie ist es ja schon bezeichnend, dass jetzt eine FDP-Politikerin in ihrer Dissertation umfangreich getäuscht haben soll. Täuscht uns die FDP nicht schon seit Anbeginn der Schwarz-Gelben Koalition? Mehr Netto vom Brutto erkenn ich bis heute nicht auf meinem Lohnzettel. Hotelier bin ich auch nicht. Was hat uns die FDP denn bitte konkret beschert. Das Einzige, das noch unterhaltsam ist, sind die Machtkämpfe innerhalb und außerhalb der Partei. Das war und ist mitunter großes Kino, denkt man beispielsweise an die Fehden mit der CSU zurück (die Stichwörter sind hierbei Wildsau und Gurkentruppe).
Innerparteilich geht es in den letzten Wochen auch hoch her. Ich bin wirklich mal gespannt, wie lang sich unser 18%-Guido in seinen Ämtern noch halten kann, den Parteivorsitz hat er ja schon mal im Vorfeld abgegeben.
Interessant ist zudem die Rochade in der FDP. Da wird aus dem Minister für Wirtschaft und Technologie nunmehr der Fraktionsvorsitzende der FDP, wodurch der bisherige Gesundheitsminister wiederum das hierdurch frei gewordene Ministerium übernimmt und der bisherige Landesvorsitzende der FDP in NRW wiederum das vorherige Amt des zuletzt genannten Ministers bekommt. Puh! Ganz schön viel Bewegung. Diese Rotation ist im Fussball durchaus erwünscht und vorteilhaft, doch sollte man in der Politik nicht vielleicht mal einen Job erledigen, bevor man den nächsten annimmt?
Trotz alledem wird wohl alles so bleiben wie es ist. Die FDP wird ihr Schattendasein weiterhin fristen und versuchen, sich ein neues Profil zu schnitzen. Inwiefern das gelingt, darf abzuwarten bleiben. Im Prinzip wird sie wohl kaum die Tatsache, eine Klientelpartei zu sein, vor den Bürgern verbergen können.
So kam es, wie es kommen musste. Die FDP befindet sich seit den Bundestagswahlen 2009 im freien Fall und ehrlich gesagt kann man in Hinblick auf kommende Wahlen nur hoffen, dass die Politiker dieser Partei allesamt ihre Fallschirme zu Hause haben liegen lassen.