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Mehr als nur eine Weihnachtsgeschichte – Zum 200. Geburtstag von Charles Dickens

Neben William Shakespeare dürfte er wohl der bekannteste Schriftsteller der englischen Literatur sein. Er schuf unsterbliche Gestalten der Weltliteratur wie „Oliver Twist“ und „David Copperfield“ und kombinierte dabei geschickt viktorianische Ideale mit scharfer Sozialkritik. Heute vor 200 Jahren, am 7. Februar 1812 wurde Charles Dickens im südenglischen Landport als zweites von acht Kindern des Büroangestellten John Dickens (1786-1851) aus Portsmouth  geboren.

Schon früh lernte er die Schattenseiten des anbrechenden industriellen Zeitalters kennen und erfuhr, was es bedeutet unterprivilegiert zu sein. Die wirtschaftliche Not der Familie zwang ihn schon mit zwölf Jahren dazu in einer Londoner Schuhfabrik arbeiten zu müssen, eine Erfahrung, die sein gesamtes Leben prägen sollte und sich in seinem Werk niederschlug. Später sagte er über diese Zeit: „Es ist mir ein Rätsel, wie ich in einem solchen Alter derartig leicht weggeworfen werden konnte“.

Doch mit Eifer und unermüdlichem Schaffensdrang gelang es Dickens sich aus seiner misslichen Lage zu befreien ohne, dass die erlittenen Demütigungen Schaden hinterließen. Ruhelos arbeitete er sich hoch, zunächst als Stenograph und dann als Reporter, wobei er mehr und mehr Einblick in die sozialen Verhältnisse des viktorianischen Englands erhielt. 1837 erschien mit „Die Pickwickier“ ein erster, noch eher heiter gestimmter Roman, doch schon mit dem, seinen Weltruhm begründenden, Nachfolgewerk „Oliver Twist“ begab er sich thematisch in die Niederungen der Londoner Unterwelt.

Armut und die soziale Missstände seiner Zeit waren auch in der Folge ein Leitmotiv seiner Romane und Inhalt von Zeitungsartikeln und Vortragsreisen. Der unermüdlich schreibende Autor wurde zudem 1846 Herausgeber der neu gegründeten „Daily News“ die er als Sprachrohr für seine Überzeugungen betrachtete: „Die Prinzipien sind die des Fortschritts und der Reform, der Erziehung, der bürgerlichen und religiösen Freiheit und einer gerechten Gesetzgebung“.

Die stete Mehrfachbelastung sollte dem unermüdlich schreibenden Autor schließlich zum Verhängnis werden. Nach endlosen Vortragsreisen durch die USA und England erlag Charles Dickens schließlich am 9. Juni 1870 den Folgen eines Schlaganfalls.

Zum 200. Geburtstag des Autors ist jetzt Dickens wohl komplexester und modernster Roman „Große Erwartungen“ von 1860, in einer Übersetzung von Melanie Walz und mit einem üppigen Anhang versehen, neu aufgelegt worden.

Kategorien: Feuilleton
Michael Schmitz:
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